Ein Traum hat sich erfüllt – gelungene Inklusion am Arbeitsplatz

Sophie Hovestadt ist 19 Jahre alt und hatte nach Abschluss ihrer Schulzeit an der Freien Waldorfschule Everswinkel nur einen Wunsch – eine Arbeitsstelle auf dem freien Arbeitsmarkt. Für Jugendliche wie Sophie ist das nicht selbstverständlich. Sophie hat das Down-Syndrom, eine Chromosomenveränderung, die mit unterschiedlich ausgeprägten individuellen Beeinträchtigungen einhergeht. 

Für Menschen mit wesentlicher Behinderung ist der übliche Weg nach der Schule zunächst einmal eine Berufsbildungsmaßnahme in einer Werkstatt für behinderte Menschen. Dort werden dann nach einer Diagnostik zur Feststellung der individuellen Kompetenzen und Wünsche ge­zielte An­ge­bote zur be­ruf­lichen Orien­tierung und Er­probung sowie – falls gewünscht - Maßnahmen zur Auf­nahme einer Be­schäfti­gung  auf dem all­ge­meinen Arbeits­markt durchgeführt. Erst danach erfolgt für interessierte und geeignete Beschäftigte ein begleiteter Übergang in den ersten Arbeitsmarkt. 

So lange wollte Sophie nicht warten. Sie nahm teil an einem 12. Schuljahr, das die Freie Waldorfschule Everswinkel für Schüler mit besonderem Förderbedarf im Schuljahr 2011 - 2012 zum ersten Male eingerichtet hatte. Im Rahmen dieses Berufspraktischen Jahres, in dem die Schülerinnen und Schüler an einem Tag die Schule besuchten, machte Sophie an den anderen vier Tagen der Woche mehrere Praktika in verschiedenen Praktikumsbetrieben. So absolvierte sie auch drei Praktika beim Integrationsunternehmen der Westfalenfleiß GmbH Arbeiten und Wohnen in Münster, dem Münsteraner Dienstleistungsservice MDS GmbH. Dort wurde sie im Bereich der Spülküche und für Reinigungsarbeiten in der Hauptküche eingesetzt. „Für mich stand danach fest, dass ich hier ohne den Umweg über die Werkstatt arbeiten möchte“ erzählt Sophie Hovestadt, „alle hier sind sehr nett vom Chef bis zu den Mitarbeitern und die Arbeit gefällt mir gut.“ 

Nach mehreren Gesprächen mit Sophie, ihren Eltern, ihrem Lehrer Karl Grünewald von der Freien Waldorfschule Everswinkel und Sandra Grenzer, Mitarbeiterin des Integrationsfachdienstes im Kreis Warendorf entschloss sich Manfred Dreyer, Fachbereichsleitung Küche und Betriebsgastronomie der MDS GmbH, mit Sophie einen zunächst für ein Jahr befristeten Arbeitsvertrag abzuschließen.  

tl_files/mds/Bilder - News/Hovestadt/IMG_5715_kl.JPG

 „Für uns ist das ein kleines Experiment“, erklärt Manfred Dreyer. „Dass wir einen Menschen mit Behinderung von der Schule direkt übernehmen, ist bisher in unseren Betrieb noch nicht vorgekommen, aber bei Sophie haben wir ein sehr gutes Gefühl. Und schließlich ist es unsere Aufgabe als Integrationsunternehmen, bis zu 50% unserer Arbeitsplätze mit Menschen mit Behinderung zu besetzen. Nur durchlaufen die meisten eben vorher den Berufsbildungsbereich der Werkstatt“, so Dreyer weiter. 

Seit fünf Monaten ist Sophie nun schon bei MDS beschäftigt und hat sich bewährt. Manfred Dreyer stellt ihr jetzt schon einen Anschluss-Arbeitsvertrag in Aussicht. Er könne sich sogar vorstellen, dass Sophie später auch als Servicekraft im direkten Kundenkontakt tätig werden kann, zeichnet Dreyer Sophies Zukunftsperspektive auf.

tl_files/mds/Bilder - News/Hovestadt/IMG_5703_1_kl.JPG

Das freut auch Kristina Steffen von der LWL-Koordinierungsstelle „Schule trifft Arbeitswelt –STAR“. „Die gute Kooperation aller beteiligten Stellen, angefangen von der Schule über die passgenaue Vermittlung seitens des Integrationsfachdienstes im Kreis Warendorf bis hin zur finanziellen Unterstützung in Form einer Einstellungsprämie für MDS aus dem Sonderprogramm „aktion5“ des LWL-Integrationsamtes zur Förderung behinderter Menschen am Arbeitsmarkt hat somit Früchte getragen“. Sandra Grenzer ergänzt: „ Eine große Rolle spielt natürlich auch, dass bei MDS ein sehr gutes Betriebsklima herrscht und dass es eine gute Förderung gibt, aber vor alle dass Sophie selber durch ihre positive Energie alle hier überzeugen konnte.“ Und Sophie strahlt: „Ja, als ich gehört habe, dass ich hier arbeiten darf, bin ich vor Glück ausgerastet.“

So sieht eine gelungene Inklusion am Arbeitsplatz aus!

 

Zurück